Home Office like a Pro

Wenn Home Office zur Routine wird. Zwei Merkle Kollegen erzählen im Interview, wie sie das Arbeiten von zu Hause aus schon vor der Quarantäne erlebt haben und was es zu beachten gilt.

Für Uli und Patrick war der aktuelle Status des Home Offices schon vor der Quarantäne absolute Routine. Die beiden erzählen im Interview, welche Tipps und Tricks sie uns "Neuankömmlingen" zum Thema Arbeiten von zu Hause aus mit auf den Weg geben. Was hat sich in den letzten Jahren bei Merkle verändert? Ist das Home-Office "nutzerfreundlicher" geworden? Welche Rituale haben sich bewährt?

Wie unterscheidet sich die aktuelle Lage gerade fĂĽr dich im Vergleich zu deiner sonstigen Arbeitsweise von zu Hause aus? Und hast du das GefĂĽhl, dass sich die Zusammenarbeit per Hangout mit den Kollegen eher verbessert oder verschlechtert hat?

Patrick Schneider
Patrick arbeitet seit 2,5 Jahren im Home Office

Patrick: Da ich seit 2,5 Jahren im Homeoffice arbeite, ergibt sich aktuell kein großer Unterschied für mich, ausser dass ab und an die VPN Verbindung etwas stärker ausgelastet ist. Ansonsten ist es wie an normalen Arbeitstagen auch. Mit der Ausnahme, dass die Kinder schon parat stehen, wenn man früh anfangen möchte zu arbeiten.

Die Zusammenarbeit hat sich in der Hinsicht verbessert, dass sie per Hangout Meet pragmatischer und zielfĂĽhrender ist. Zwar geht der Spass auch dort nicht verloren, man ist aber trotzdem etwas fokussierter bei der Sache.

Ulrike Lutz
Uli arbeitet schon seit 3 Jahren im Home Office auf ihrem Hof im schönen Schwabenland.

Uli: Aktuell sehe ich meine Kollegen öfter, sei es in Meetings oder im Remote Workout “Quarantäne Fit” - das freut mich. Sonst gibt es keinen großen Unterschied zu meiner sonstigen Arbeitsweise, da ich das Arbeiten von zu Hause gewohnt bin.

Ich habe auch das Gefühl, dass sich die Zusammenarbeit verbessert hat. Es findet öfter ein spontaner Projekt-Austausch statt. Alle Kollegen sind trotz Home Office sehr gut erreichbar. Ich empfehle aber dabei generell die Erreichbarkeiten im Dauer-Homeoffice vorher immer mit dem Team zu vereinbaren und abzusprechen.

Was hat sich bei Merkle in den letzten Jahren verändert? Wie nimmst du Veränderungen bei der Remote-Arbeit wahr im Vergleich zu vor zwei Jahren?

Uli: Ich nehme im Vergleich zu den Jahren zuvor keine Veränderung wahr. Ich schätze die Möglichkeit des Arbeitens von zu Hause aus bei Merkle sehr und bin der Meinung, dass sich das innerhalb des Teams richtig gut umsetzen lässt. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Möglichkeiten des Home Offices in Zukunft noch viel häufiger genutzt werden.

Was sind deine Tipps und Tricks dafĂĽr, dass man zu Hause nicht vereinsamt?

Uli: So oft es geht bestehe ich auf einen Remote-Austausch mit Kollegen via Videochat statt der Textkommunikation. Und die Freizeit dann mit der Familie verbringen. Am besten an der frischen Luft bei einem Spaziergang oder beim Ausüben des Lieblingshobbys.

Patrick: Da der Gang zur Kaffeemaschine entfällt und somit auch das soziale Miteinander hierdurch fehlt, versuche ich mit den Kollegen oft per Videochat in Kontakt zu treten - auch bei relativ trivialen Problemen. Das fördert vor allem den visuellen Effekt, welcher bei reiner Textkommunikation gerne unter den Tisch fällt. Auch ist die Plauderei am Ende etwas ausführlicher als im pragmatischen Textchat. Meetings sollten auch, sofern möglich, immer mit Videochat durchgeführt werden, um eben diese Präsenz dauerhaft zu halten.

Wie kann man gewährleisten, dass man mit den Kollegen in persönlichen Kontakt bleibt?

Uli: Ich unterrichte die Kollegen regelmässig über Veränderungen des Projekts und wir spielen diese remote durch. Regelmässige Meetings zum Austausch und auch um die Kollegen mal wieder zu sehen, finde ich sehr wichtig. Ich erlebe zum Beispiel auch das Remote-Coaching total positiv, das klappt einfach super! Ich bin sehr begeistert.

Patrick: Das Thema Kollaboration ist in unserem Team, wie anders auch, sehr wichtig. Wir müssen oft wissen, wer was wie wo getan hat. Dokumentation ist in diesem Bereich sehr wichtig - vor allem um zu sehen, wann etwas erledigt worden ist. Neben den normalen Tickets im Jira, führe ich ich ein Git-Arbeitsbuch, welches ich nach jedem Arbeitstag zur Verfügung stelle. So sehen meine Kollegen was ich getan habe und können im System nach Stichwörtern/Server/etc. suchen und sind im Bilde, was abgelaufen ist. In diesem Bereich ist Kommunikation das A und O - alles sollte mal erwähnt oder angekündigt werden, Ideen einfach mal in einen Chat geworfen werden.

Wie gehst du mit Stress zu Hause um?

Uli: Die Bürotür bleibt zu. Arbeitsplatz ist Arbeitsplatz egal ob im Office oder Homeoffice. Immer schön stoisch am Projekt bleiben. Ich versuche Arbeit und Privatleben voneinander zu trennen so gut es geht, um Stress zu vermeiden. Ich überlege mir auch genau, an welchem Platz ich arbeite und welcher Raum für Nicht-Arbeit steht.

Patrick: Hier hilft die klare Regelung, daĂź der Arbeitsbereich auch Arbeitsbereich bleibt. Zwar kann man, gerade jetzt in der aktuellen COVID-19 Situation, schneller mal mit den Kindern in Kontakt treten, aber es sollte die Ausnahme bleiben.

Folgst du zu Hause einem festen Tagesablauf oder sieht bei dir jeder Tag anders aus?

home office

Uli: Ich habe einen festen Tagesablauf. Seit Beginn meiner Zeit im Home Office stelle ich mir vor, dass ich ins Office gehe. Ich duschen also, schminke mich und ganz wichtig, ich ziehe schöne Klamotten an. Statt ins Auto oder in die Bahn zu steigen, gehe ich einfach eine große Runde um den Hof. Im Home Office angekommen mache ich mir einen Kaffee, fahre PC hoch und starte alle Programme, die ich benötige. Dann checke ich zuallererst die Mails und priorisiere welche Tasks zuerst bearbeitet werden müssen. Die Wichtigsten erledige ich sofort und dann geht es los mit dem eigentlichen Projekt. Äußere Einflüsse gibt es hier selten und private Anrufe genauso wie das Klingeln an der Haustüre ignoriere ich - die Post hat eine Abstell-Genehmigung. Ich bin ja nicht zuhause sondern im Office. Wenn ich abends den PC herunterfahre und Feierabend mache, ziehe ich als erstes Stallklamotten an, um in den Privatmodus zu wechseln.

homeoffice like a pro
Der erste Kaffee am Morgen hilft beim "Umschalten auf Arbeiten".

Patrick: Da der Gang ins Büro ja auch einen symbolischen Wert hat, welcher zu Hause entfällt, habe ich mir einige Rituale angeeignet. Zu aller erst gibt es spezifische Arbeitskleidung, denn auch wenn man nicht so oft gesehen wird, spielt die Kleidung auch zu Hause eine wichtige Rolle. Sie zeigt mir und meinen Mitbewohnern - ich arbeite jetzt und bin nicht zum Spaß hier. Auch der erste Kaffee auf dem Schreibtisch, bis der Laptop hochgefahren ist und alle Programme gestartet sind dient hier zum "Umschalten auf Arbeiten". Als erstes wird in das Inside geschaut, ob es neue Infos gibt, wichtige Bekanntgebungen etc. Danach werden die Mails geprüft. Ist der erste Überblick verschafft, wird am Ende auch das Google Sammelsurium geöffnet, also Chat, Kalender etc. Am Ende werden Kopfhörer aufgesetzt um nicht durch äußere Einflüsse gestört zu werden.

Was sind deiner Meinung nach die größten Vorteile, von zu Hause aus zu arbeiten? Und was meinst du, was die größten Nachteile dabei sind?

Uli: Für mich ist der größte Vorteil dass ich ungestört und konzentriert am Projekt arbeiten kann - wenn ich das Gefühl habe, jetzt platzt mit gleich der Kopf, bitte ich die Kollegin auf das Postfach zu achten und gehe an frische Luft. Ein weiterer Vorteil ist auch in Ausnahmefällen ad hoc außerhalb der Arbeitszeit reagieren zu können, wenn es brennt - das wird vom Kunden sehr geschätzt.

Manchmal vermisse ich aber die Live-Kaffees mit Kollegen face-to-face. Das ist eben doch was anderes als ein Hangout. Gibt es weniger zu tun, ist die Versuchung gross aus dem Fenster zu gucken oder sonst was zu tun. Da hilft nur hart bleiben und sich Tasks anzugucken die keine hohe Prios haben, um wieder in flow zu kommen. Gibt es wirklich so gar nichts zu tun, frage ich nach, ob es ok ist Überstunden abzubauen oder einen halben Tag Urlaub zu nehmen.

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Das Ablegen der Arbeitskleidung nach Feierabend hat fĂĽr Patrick Symbolcharakter.

Patrick: Ein großer Vorteil der Heimarbeit ist es sicherlich, wenn der Akku vorzeitig mal leer ist, einfach aufzustehen und für 5-10 Minuten die frische Luft genießen zu können. Das sollte man auch gut und gerne ausnutzen, denn danach arbeitet es sich wesentlich entspannter. Auch hier ist die Kommunikation enorm wichtig, damit Kollegen bescheid wissen und nicht auf Antworten warten müssen.

Wenn es mal weniger zu tun gibt, ist die Versuchung Hausarbeiten etc. durchzuführen erheblich größer - hier muss man sich gezielt Disziplin trainieren für diesen Bereich.

Schaffst du es Arbeit und Privatleben zu Hause strikt zu trennen? Und wenn ja, verrätst du uns wie?

Uli: Ich habe einen eigenen Raum fürs Homeoffice den ich privat nicht nutze das hilft mir enorm. Und ansonsten sind es die Rituale "mich ordentlich anziehen", "um Punkt 8 am PC zu sitzen", etc. in Ausnahmefällen bekomme ich Anrufe vom Kunden ausserhalb der Arbeitszeit, die nehme ich dann an - da weiss ich, dass es wirklich ein Problem gibt, das ist eigentlich der einzige Punkt wo es mir nicht so gut gelingt.

Patrick: Zu einem der abgetrennte Arbeitsbereich, dann wirklich auch im Terminkalender vermerken wann Feierabend ist. Auch das eingangs erwähnte Ablegen der Arbeitskleidung hat einen enormen Symbolcharakter. In meinem Fall hilft es auch, da im Normalfall der Kindergarten dann zu Ende ist, die Kinder abzuholen und sich vollends auf das Privatleben zu konzentrieren. Auch wichtig: geschäftliches Mobiltelefon ausschalten!

Uli mit Hund beim Feierabend
Nach Feierabend bleibt dann Zeit für die schönen Dinge im Leben.
Laptop auf der Terrasse mit Blick ins GrĂĽne
Bei schönem Wetter wird auf der Dachterrasse mit Blick ins Grüne gearbeitet.
4 Katzen und ein Auto
Beim obligatorischen "Weg ins BĂĽro" werden die Kollegen begrĂĽĂźt.